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23.05.2017 11:33

Man weiß nie, wohin die Reise geht

Pirmin Strasser, ehemaliger Torhüter der SV Guntamatic Ried spielte, ein Jahr lang in Neuseeland bei Waitekere United.


RIED, LINZ. Pirmin Strasser, 26-jähriger gebürtiger Linzer und ehemaliger Torhüter der SV Guntamatic Ried, kann trotz seines jungen Alters auf einige interessante Profistationen zurückblicken. Diese waren aber nicht nur vom sportlichen Erfolg gekrönt, sondern auch durch eine schwere Verletzung.

Pirmin, du bist im Dezember 2010 für viele ziemlich überraschend von der SV Ried nach Spanien zum damaligen Erstligis­ten UD Almeria gewechselt. Wie kam es zu diesem Transfer?

Strasser: Durch meinen damaligen Berater. Ich wurde zu einem Probetraining eingeladen. Dabei muss ich die Verantwortlichen ziemlich überzeugt haben, denn mir wurde ein sechseinhalb-Jahresvertrag angeboten.

Wie war deine Zeit in Spanien?

Es war, so gesehen, einer der schönsten Abschnitte meiner bisherigen Karriere. Ich war oft im Profikader und kam regelmäßig in unserer zweiten Mannschaft, welche zu der Zeit in der dritten Liga spielte, zum Einsatz. Bis diese schwere Verletzung passierte und ich fast zwei Jahre ausfiel.

Offiziell hattest du nur einen Muskelfaserriss. Doch die Verletzung war viel schwerwiegender. Was hattest du genau?

Während eines Testspieles bin ich mit einem gegnerischen Stürmen zusammengeprallt und habe mir die Wirbelsäule gebrochen. Das war wirklich die Hölle. Ich hatte ständig Schmerzen und musste Schritt für Schritt wieder das Laufen lernen.

Wenn man eine derart schwere Verletzung hat: Denk man da an das Karriereende?

Nein. Das habe ich nicht eine Minute lang getan. Auch in den schwierigsten Momenten habe ich an meine Rückkehr geglaubt. Der Verein hat mich auch vorbildlich unterstützt und mir die bes­te medizinische Betreuung gewährleistet.

Wie war das Gefühl, nach so langer Zeit wieder zwischen den Pfosten zu stehen?

Es war sehr befreiend, obwohl ich Anfangs nur im Sitzen trainieren konnte. Aber alleine die Tatsache, wieder auf dem Platz zu sein, gab mit die nötige Motivation. Du hast dann deinen Vertrag vorzeitig in Spanien aufgelöst.

Welche Gründe gab es dafür?

Es hatte sich im Verein einiges geändert. Ein neuer Trainer kam, welcher mich natürlich nicht kannte und auch dementsprechend wenig auf mich baute. Für mich war die Zeit gekommen, die Zelte aufzubrechen und so wechselte ich nach Grödig, wo ich auch zwei Jahre blieb.

Nach dem Abstieg von Grödig wurde dein Vertrag aufgelöst und du bist für viele absolut überraschend als erster Österreicher nach Neuseeland gewechselt. Gab es keine anderen Angebote?

Ich hatte nach der Zeit in Grödig einige Angebote, jedoch nichts wirklich Konkretes. Hinzu kam, dass ich privat einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten hatte und ich wollte einfach etwas neues ausprobieren.

Wie kam der Kontakt mit Neuseeland zustande?

Waitakere United hatte einen deutschen Co-Trainer und dieser wollte mich verpflichten. Nach Rücksprache mit meiner Freundin entschloss ich mich, das Abenteuer Neuseeland anzunehmen. Im Nachhinein betrachtet eine absolut richtige Entscheidung.

Welchen Stellenwert hat der Fußball in Neuseeland?

Natürlich ist Rugby die Sportart Nummer 1. Danach folgt Cricket und dann Fußball. Durch die Tatsache, dass die Liga immer besser wird, steigt auch das Interesse seitens der Bevölkerung.

„Auf Taktik wird nicht ­sonderlich viel Wert gelegt. Es geht ständig hin und her.“ Pirmin Strasser

Wie fällt der Vergleich zur österreichischen Bundesliga aus?

Schwer zu sagen. Die Qualität des europäischen Fußballs ist sicher höher. In Neuseeland geht es ziemlich hin und her. Auf Taktik wird nicht sonderlich viel Wert gelegt. Daher sind die Spiele oft sehr torreich. Was die Zuschauerzahlen angeht, so kam es schon vor, dass wir mal vor 400 Leuten spielten und eine Woche darauf vor 5000 Zuschauern. Ich muss aber sagen, dass die Liga letztes Jahr durch viele gute Legionäre an Qualität dazugewonnen hat. Dazu habe ich auch mit meinen Leistungen einen Teil beigetragen.

Wie verlief die Saison für dich?

Ich finde, dass ich eine sehr gute Runde gespielt habe und sicher zu den besten Torhütern der Liga gehörte. Leider sind wir in den Play-Offs im Halbfinale im Elfmeterschießen ausgeschieden.

Wie ist das Leben in Neuseeland?

Auf alle Fälle viel teurer als bei uns. Das Land selbst ist wunderschön und es gibt viel zu entdecken. Zudem hatten wir ein Haus am Strand. Ich kann mich nicht beschweren, denn es war alles perfekt.

Warum hast du dich entschieden, nach nur einem Jahr Neuseeland den Rücken zu zukehren?

Waitekere hätte mich gerne weiter verpflichtet, aber ich habe mich dagegen entschieden. Dafür waren mehrere Gründe ausschlaggebend. Es war eine gemeinsame Entscheidung, welche ich mit meiner Freundin getroffen habe.

Welche Station würde dich reizen?

Asien wäre schon eine Überlegung wert und würde mich sehr reizen. Aber bei solch einem Wechsel muss natürlich alles passen.

Mal abgesehen vom sportlichen Aspekt. Was nimmst du aus deiner Zeit in Spanien und Neuseeland mit?

Ich bin wirklich froh, diese Schritte getan zu haben. Das sind Erfahrungen, die unbezahlbar sind. Ich spreche zum Beispiel perfekt Spanisch, habe sehr viele Freunde kennengelernt, Kontakte geknüpft, konnte beide Länder bereisen und viel darüber erfahren.

Der Deutsche Lutz Pfannenstiel ist der einzige Torhüter, der auf allen fünf Kontinenten gespielt hat. Könntest du dir das auch vorstellen?

Er hat mich sogar nach meinem Wechsel zu Waitakere auf Twitter angeschrieben und mir alles Gute gewünscht. Klar kann ich mir das vorstellen. Ich bin ein Mensch, der gerne neue Kulturen und Länder kennenlernt. Wenn sich das mit der Arbeit verbinden lässt, dann ist es umso besser.

Verfolgst du die Spiele der SVR? Natürlich.

Ich hoffe sehr, dass es mit dem Klassenerhalt klappt.

Ist eine Rückkehr vorstellbar?

Ausschließen würde ich nie etwas. Ich weiß aber, dass die Wahrscheinlichkeit nicht sehr groß ist. Immerhin verfügt die SV Guntamatic Ried mit Thomas Gebauer und Reuf Durakovic über zwei starke Torhüter.