Smashen, blocken und gewinnen >
< Fred Müller im Haager Schloss
30.05.2017 10:09

Immer weiter & immer höher


RIED. Reinhold Doblinger wäre nach einem Sturz, bei welchem er sich zwei Wirbel brach, fast im Rollstuhl gelandet. Seit dem Tag des Unfalls hat sich das Leben des 36-Jährigen grundlegend verändert.

Reinhold, woher kommt deine Leidenschaft zum Ausdauersport?

Ich war schon immer sportlich. Bis zu meinem Sturz bin ich hauptsächlich gelaufen und war auch Mitglied der LAG Ried. Besonders Bergläufe hatten es mir angetan. Bis an jenem Tag, an dem fast alles aus gewesen wäre.

Was ist vor eineinhalb Jahren genau passiert?

Ich war, wie so oft, am Traunstein und habe trainiert. Beim Bergab-Laufen bin ich dann mit dem linken Fuß weggerutscht. Dabei bin ich mit dem Kopf am Boden aufgeschlagen und habe mir zwei Wirbel gebrochen. Was genau passiert ist, kann ich nicht sagen, da ich das Bewusstsein verlor und erst wieder im Krankenhaus aufgewacht bin. Ich hatte wahnsinniges Glück, dass ein ­Soldat, den ich kurz davor kennengelernt habe, hinter mit gelaufen ist und erste Hilfe geleistet hat. Für sein vorbildliches Verhalten hat er dann das Verdienstkreuz des Landes Oberösterreich erhalten, für welches ich ihn vorgeschlagen habe.

Die Ärzte meinten damals, dass du wahrscheinlich nie wieder Sport betreiben können wirst. Doch von dieser Aussage hast du dich nicht unterkriegen lassen.

Das war für mich noch mehr Ansporn, um wieder komplett gesund zu werden. Ich hatte wahnsinniges Glück. Die ersten Wochen waren die Hölle. Ich konnte kaum gehen und hatte ständig Schmerzen. Wäre der Bruch nur 0,6 Millimeter weiter links oder rechts passiert, dann wäre ich wohl bis zu meinen Lebensende an den Rollstuhl gefesselt gewesen.

Nach solch einer schweren Verletzung gehen es viele etwas ruhiger an. Nicht du. Was hat dieser Unfall bei dir ausgelöst?

Ich sehe das Leben jetzt mit ganz anderen Augen. Materielle Dinge sind für mich total unwichtig geworden. Ich will einfach so viele Dinge wie möglich genießen. Der Sport ist noch mehr in meinen Fokus gerückt. Er treibt mich regelrecht an. Ganz nach dem Motto „Immer weiter und höher“.

Du bist nun viel auf dem Fahrrad unterwegs und auch als Bergsteiger aktiv. Nicht gerade ungefährliche Sportarten.

Das ist wahr! Aber ich mag das Extreme. Die Herausforderung, welche an Körper und Geist gestellt wird, ist immens und treibt mich zu Höchstleistungen an. Denkst du dabei oft an deinen Unfall? Anfangs schon viel. Vor allem beim Bergab-Laufen. Aber mit der Zeit denkt man nicht mehr so oft daran. Ich versuche, es so gut wie möglich auszublenden. Wenn ich einen Berg besteige, dann bin ich in einer anderen Welt. Da zählt für mich nur die Erklimmung des Gipfels.

Wenn du am Gipfel angekommen bist: Was geht dir durch den Kopf?

Ich genieße einfach die Ruhe und die unendliche Weite. Das sind Momente, in denen ich alles rund um mich vergesse. Meistens realisiere ich erst Wochen später, was ich geleistet habe.

Was war der bisher höchste Berg, den du bestiegen hast?

Der Elbrus, mit 5642 m Höhe der höchste Berg des Kaukasus und Europas. Wir waren insgesamt vier Tage unterwegs. Es war grenz­wertig, aber ein absolut unvergessliches Erlebnis.

Eine weitere, große Leidenschaft von dir sind Bergrennen. Wie viele Kilometer bewältigst du dabei?

Rund 70 Kilometer und 4000 Höhenmeter in knapp elf Stunden. Eine extreme Herausforderung. Ganz anders als ein Marathon, bei welchem man fast durchgehend das gleiche Tempo läuft. Als Nächstes will ich die Ultra-Rennen laufen. Aber zunächst möchte ich mir einen weiteren Wunsch erfüllen.

Und dieser wäre?

Ich bin fast das ganze Jahr über auf Bergen oder Gletschern unterwegs. Ich möchte mich im Sommer auf mein Rennrad setzen und ans Meer nach Italien fahren. Nur mit meiner Muskelkraft. Ich freue mich jetzt schon auf den Moment, wenn ich unten ankomme, mich an den Strand setze und das Meer betrachte.