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10.04.2018 14:33

Ich brauche nun eine Auszeit


WALDZELL. 2015 gehörte der Waldzeller Patrik Schrattenecker zu den besten Motocross-Fah­rern des Landes. Drei Jahre und zahlreiche Verletzungen später steht der 24-jährige Innviertler am Scheideweg seiner noch jungen Karriere.

Nachdenklich sitzt Patrik Schrattenecker im Büro von Unser Magazin und erzählt von seiner großen Leidenschaft, dem Motocross-Fahren. Immer wieder funkeln seine Augen, wenn er über seine Erfolge spricht, um dann wieder traurig und ernst zu blicken, wenn er über seine vielen Verletzungen berichtet.

Patrik, du hast 2015 lange um den ÖM-Staatsmeistertitel in der 250 ccm Klasse gekämpft und gehörtest zu den größten Nachwuchshoffnungen der österreichischen Motocross-Szene. Was ist seitdem alles passiert?

2015 war meine Sportler-Welt noch in Ordnung. Seitdem werde ich vom großen Verletzungspech verfolgt. Zum Teil hatte ich auch selber Schuld, weil ich, obwohl mir die Ärzte davon abrieten, Rennen bestritten habe. Ich wollte einfach zu viel. Habe alles dem Erfolg untergeordnet, ohne auf meine Gesundheit zu achten. Über welche Verletzungen sprechen wir da? Unter anderem drei Kreuzbandrisse. Dazu kommen noch einige Schlüsselbeinbrüche, obwohl diese für mich nicht wirklich erwähnenswert sind.

Nach drei Kreuzbandrissen würden viele nie wieder auf ein Motorrad steigen.

Ich war schon immer ein Kämpfer. Habe mich nie von Verletzungen entmutigen lassen. Wollte immer so schnell wie möglich wieder Rennen fahren. Teilweise unter extremen Schmerzen.

2015 bist du trotz eines erlittenen Kreuzbandrisses noch ein Rennen gefahren?

Es ging um die Ö-Meisterschaft. Ich lag in aussichtsreicher Position und wollte alles versuchen, um den Titel zu holen. Dann habe ich mich in einer Linkskurve mit dem verletzten Bein abgestützt, das Knie hat dem Druck nicht standgehalten und ich musste aufgeben. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Danach habe ich mich operieren lassen und musste ein halbes Jahr lang pausieren.

Warum hast du danach nicht mehr an deine Erfolge anknüpfen können?

Ich musste 2016 aufgrund meines Alters in die nächsthöhere Kategorie wechseln, wo die Konkurrenz deutlich stärker war. Das war aber nicht das Problem. Ich glaube, ich hatte vielmehr eine Blockade im Kopf. Früher war ich ein Killer, der ohne Rücksicht auf Verluste gefahren ist. Nach der schweren Verletzung war ich vielleicht im Unterbewusstsein blockiert bzw. zu vorsichtig. Und das ist schlecht. Beim Motocross musst du immer volles Risiko gehen, um Rennen zu gewinnen. Und das habe ich nicht gemacht.

Wie ging es dann weiter?

Ich war mit der Situation, um die Plätze 6 bis 10 zu fahren, einfach nicht zufrieden und habe noch mehr trainiert, obwohl ich körperlich nicht ganz fit bzw. müde im Kopf war. Da schleichen sich dann Konzentrationsfehler ein und so passierte es, dass ich mir zum wiederholten Male das Kreuzband gerissen habe und unter das Messer musste.

Wie geht es jetzt für dich weiter?

Nach langem Überlegen habe ich mich entschlossen, heuer keine Rennen zu fahren und eine Karriere-Pause einzulegen. Die Entscheidung ist mir wirklich sehr schwer gefallen, denn ich habe so tolle Sponsoren und Unterstützer, welche mir auch in den schwierigen Phasen immer die Treue gehalten haben. Schon ihretwegen wollte ich wieder auf das Motorrad steigen. Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Supportern zu bedanken. Aber ich muss auf meinen Körper achten. Ich brauche einfach eine Auszeit.

Du bleibst dem Motorsport dennoch verbunden?

Da ich gelernter KFZ-Mechaniker bin, habe ich ein Angebot erhalten, für einen Fahrer zu arbeiten. Was ich auch angenommen habe. Ich bin jetzt Teil seines Teams und werde ihn bei den Rennen unterstützen. Des Weiteren werde ich eine Trainerausbildung absolvieren. Mein Ziel ist es, junge Fahrer zu trainieren und ihnen zu helfen, damit sie sich gut entwickeln. Das Motocross-Fahren ist mein Leben. Ich liebe diesen Sport. Ich will jetzt körperlich ganz fit werden und wer weiß, vielleicht steige ich in den kommenden Jahren wieder in das Renngeschehen ein. Ausschließen würde ich das nicht. Denn das Fahren verlernt man nicht.